Logo

Verbalperiphrasen im Katalanischen und in anderen romanischen Sprachen: neue Daten, neue Fragen, neue Perspektiven

            Anlässlich des 18. Deutschen Katalanistentags (Oktober 2001) in München fanden sich rund 25 Linguistinnen und Linguisten aus Europa und Übersee zu einer Sektion mit dem Thema „Verbalperiphrasen im Katalanischen und anderen romanischen Sprachen im Lichte aktueller Grammatiktheorien“ zusammen. Aus dem intensiven Austausch zwischen den Sektionsteilnehmern, die Formen und Funktionen auxiliar-verbaler Umschreibungen vor allem im Katalanischen und anderen iberoromanischen Sprachen, teilweise aber auch in anderen romanischen Sprachen präsentierten und analysierten, ging der 2003 erschienene Band „Verbalperiphrasen in den (ibero-)romanischen Sprachen“ (Hamburg: Buske) hervor.

            Das Thema der Verbalperiphrasen, das von jeher aufgrund des enorm reichen Formeninventars periphrastischer Konstruktionen für die iberoromanische Sprachwissenschaft von besonderer Relevanz war, hat seit 2001 nichts von seiner Aktualität und seinem wissenschaftlichen Interesse verloren. In den letzten Jahren ist man dem Ziel, periphrastische Ausdrücke in den einzelnen romanischen Sprachen umfassend zu beschreiben, nähergekommen, für das Kastilische etwa durch den von Luís García Fernández herausgegebenen „Diccionario de perífrasis verbales“ (Madrid: Gredos, 2006). Mit der Konstruktionsgrammatik (Construction Grammar) hat sich ein theoretischer Ansatz entwickelt, der formale und funktionale Herangehensweisen an komplexe morphologisch-syntaktische Einheiten zusammenführt und sich in hervorragender Weise für die Untersuchung verbalperiphrastischer Einheiten eignet. Zwei Fragestellungen, die 2001 in zahlreichen Beiträgen eine Rolle spielten, betreffen die historische Entwicklung der Verbalperiphrasen, u.a. mit einem Fokus auf der frühen Phase des Übergangs vom Lateinischen zu den frühromanischen Sprachstufen, aber auch durch die romanische Diachronie hindurch, und die aktuelle Dynamik des verbalperiphrastischen Inventars, bei der vor allem Sprachkontakt und diaphasisch-textsortenbestimmte Kreativität einen entscheidenden Anteil haben. Diese Fragestellungen lassen sich heute aufgrund der immer besseren Datenlage und Verfügbarkeit von Korpora leichter beschreiben als noch vor wenigen Jahren. Insbesondere die zwischenzeitlich erschienenen oder signifikant ausgebauten historischen Korpora – z.B. das von Joan Torruella, Josep Martines und Manuel Pérez Saldanya betreute „Corpus Informatitzat del Català Antic“ (CICA) und die von Mark Davies erstellten historischen Großkorpora des Spanischen und Portugiesischen – erlauben einen leichten Zugriff auf diachrone Daten, mit neuen Daten stellen sich aber auch neue Fragen.

            2010 ist ein geeigneter Zeitpunkt – und Wien zweifellos ein bestens geeigneter Ort –, um die in München 2001 begonnene Arbeit fortzusetzen und die damals beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch andere (insbesondere Nachwuchs‑)Linguistinnen und Linguisten zusammenzuführen. Eine weitere Motivation, erneut eine „special session“ zum Thema der Verbalperiphrasen im Katalanischen und anderen romanischen Sprachen auszuschreiben, geht auf einen traurigen Anlass zurück, nämlich auf den Tod von Andreas Wesch, der die Sektion 2001 zusammen mit Claus Pusch organisierte und leitete sowie den Band von 2003 mitherausgegeben hat. Die Sektion 2010 in Wien soll möglichst viele von den Kolleginnen und Kollegen zusammenbringen, die damals mit ihm in München eine zweifelsohne unvergessliche Kongresswoche erleben durften; die Sektion 2010 soll zugleich seinem Gedenken gewidmet sein.

            Es ist geplant, zunächst bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Sektion von München 2001 anzufragen, ob Interesse an einer Mitarbeit an der Wiener Sektion besteht. Sollten danach – im Rahmen des zur Verfügung gestellten Zeitrahmens – noch weitere Sektionsbeiträge aufgenommen werden können (wovon auszugehen ist), erfolgt ein öffentlicher „call for papers“ auf den üblichen Kommunikationswegen. Für die Publikation der Akten der Sektion wäre ein eigener Band wünschenswert, der wenn möglich wieder in den „Beiheften zu RomGG“ im Buske-Verlag erscheinen sollte.

Koordination:
Dr. Sandra Montserrat i Buendía (Alacant)
Dr. Claus D. Pusch (Freiburg im Breisgau)                 

Kontakt:
claus.pusch@romanistik.uni-freiburg.de 

Information und Anmeldung zum Katalanistentag:
katalanistentag10.romanistik@univie.ac.at

University of Vienna | Dr.-Karl-Lueger-Ring 1 | 1010 Vienna | T +43 1 4277 17575